Funk-RWA
Wie funktioniert Funk RWA?

Bei Rauchabzugsanlagen (RWA) wird die Funkverbindung als drahtlose Alternative zu kabelgebundenen Systemen eingesetzt, um Steuerungsbefehle oder Alarmmeldungen zwischen den Komponenten (z. B. Meldern und Steuerzentralen) zu übertragen. Hier die Funktionsweise im Detail:
1. Anwendungszweck der Funk-RWA
Steuerung von Rauch- und Wärmeabzugsgeräten (RWG), z. B. Fensteröffnern, Lüftungsklappen oder Dachluken.
Alarmweiterleitung an Brandmeldezentralen (BMZ) oder Sicherheitsleitstellen.
Redundanz zur kabelgebundenen Lösung, falls Kabel durch Feuer beschädigt werden.
2. Komponenten einer Funk-RWA
- Funksender (z. B. in Brandmeldern oder manuellen Auslösern).
- Funkempfänger (an den RWG-Antrieben oder in der Steuerzentrale).
- Wiederholer (Repeater) zur Signalverstärkung bei großen Gebäuden.
- Steuerzentrale mit Funkmodul (z. B. Siemens, Honeywell oder Hersteller wie HÖrmann).
3. Funktionsablauf
Auslösung
- Ein Brandmelder oder Handtaster sendet per Funk ein Signal an die RWA-Zentrale oder direkt an die Antriebe.
- Das Funksignal nutzt meist frequenzstabile Protokolle (z. B. 868 MHz in Europa) mit hoher Störsicherheit.
- Moderne Systeme verwenden bidirektionale Kommunikation (Bestätigung des Empfangs).
- Die Empfänger öffnen die vorgesehenen Rauchabzugsgeräte (z. B. über Elektroantriebe).
4. Technische Anforderungen
Frequenzbereich: In Europa typisch 868 MHz (lizenzfrei, aber reguliert).
Reichweite: Ca. 200–500 m im Freifeld, in Gebäuden abhängig von Wänden/Baustoffen.
Sicherheit:
Verschlüsselung gegen Manipulation (z. B. AES-128).
Redundante Übertragung (mehrfache Signalwiederholung).
Zertifizierung: Muss normenkonform sein (z. B. EN 54-25 für Funk-Brandmelder).
5. Vorteile der Funklösung
- Keine Kabelverlegung: Ideal für denkmalgeschützte Gebäude oder nachträgliche Installation.
- Schnelle Reaktion: Keine Verzögerung durch Leitungsprüfung.
- Flexibilität: Einfache Erweiterung des Systems.
6. Nachteile/Risiken
- Störungen durch andere Funkgeräte oder Abschirmung (z. B. Stahlbeton).
- Energieversorgung: Funkmodule benötigen Batterien mit langer Lebensdauer (z. B. 5–10 Jahre).
- Kosten: Höher als kabelgebundene Systeme bei Neuinstallationen.
Aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass die Funkverbindung bis zum fünften Stockwerk sehr gut funktioniert. Ab dieser Entfernung spielt die Bauweise des Treppenhauses eine wesentliche Rolle. Die Batterien im RWA-Taster sind für eine Dauer von zwei Jahren ausgelegt, werden aber bei der jährlichen Wartung ausgetauscht.
Die gesetzliche Regelung von funkgesteuerten Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (Funk-RWA) in Deutschland basiert auf einer Kombination aus Bauordnungsrecht, Brandschutznormen und Funkverordnungen. Hier die wichtigsten Vorschriften:
1. Bauaufsichtliche Zulassung & Normen
Musterbauordnung (MBO) §14 / §35:
- Rauchabzugsanlagen müssen "brandschutztechnisch notwendige" Anforderungen erfüllen.
- Funklösungen müssen gleichwertig zu kabelgebundenen Systemen sein (§49 MBO)
DIN EN 12101-10 (RWA-Steuerungen):
Spezifiziert Anforderungen an drahtlose RWA-Steuerungen, einschließlich:
- Signalzuverlässigkeit (Redundanz, Wiederholung bei Störung).
- Stromversorgung (mind. 72 h Notbetrieb bei Stromausfall).
DIN 14675 (Brandmeldeanlagen) & EN 54-25 (Funk-Brandmelder):
- Falls die Funk-RWA mit Brandmeldern gekoppelt ist, gelten zusätzliche Normen für Funkübertragung.
2. Funktechnische Vorgaben
Bundesnetzagentur (BNetzA):
- Nutzung der Frequenz 868 MHz (SRD-Band) mit strengen Sendeleistungsgrenzen (25 mW ERP).
- Zulassungspflicht für Funksysteme (CE-Kennzeichnung + Funkzertifikat).
EMV-Richtlinie (2014/30/EU):
- Elektromagnetische Verträglichkeit muss sichergestellt sein (keine Störung anderer Geräte).
3. Anerkannte Regeln der Technik
VdS-Richtlinien (z. B. VdS 3518):
- Versicherer fordern oft VdS-zertifizierte Funk-RWA-Systeme für den Schadensfall.
Technische Lieferbedingungen (TLB-RWA):
- Vorgaben für öffentliche Bauprojekte (z. B. Schulgebäude).
4. Genehmigungspraxis
Einzelfallprüfung durch die Bauaufsicht:
- Funk-RWA muss vom prüfenden Sachverständigen (TÜV, VdS, etc.) abgenommen werden.
- Nachweis der Ausfallsicherheit (z. B. durch Batteriepufferung + regelmäßige Funktionsprüfung).
Dokumentationspflicht:
- Übertragungsprotokolle, Störungsmeldungen und Wartungsnachweise müssen vorgehalten werden.
5. Wartung & Instandhaltung
DIN 14675-1 (Wartung von Brandmeldeanlagen):
- Funk-RWA-Komponenten müssen jährlich geprüft werden (inkl. Funkverbindungstest).
Betreiberverantwortung:
- Batterien müssen regelmäßig getauscht werden (Herstellerangaben, typisch alle 3–5 Jahre).